2007 neuer Name, neue Aufgabe:

In der Saison 2007 bestreitet das R-Racing Team unter dem Namen BMW Cloppenburg den German Endurance Cup (Deutsche Langstrecken Meisterschaft).

Gefahren wird in der Klasse 2, d. h.. Motorräder bis 126 PS. Dabei kommen vorrangig japanische Supersport Motorräder zum Einsatz. Die Philosophie unseres Teams ist es, mit einem neuen Konzept, der BMW R1200S, ein mit Boxermotor angetriebenes Sportmotorrad von BMW, einzusetzen. Im unteren Teil, könnt Ihr an unseren Abenteuern teilhaben.

Magny Cours

Zum Saisonanfang verschlug es uns sofort südlich von Paris nach Magny  Cours. Dort hieß es ein 4 Stunden Rennen zu absolvieren. Der erste Test für uns, unser Motorrad und unser Team.

Mit einigen Startschwierigkeiten machten wir uns Freitagmittag auf die 12 Stunden lange Anreise. Wir erreichten Magny  Cours 4:30 Uhr am Morgen und hatten somit nur ein paar Stunden Schlaf bevor es 11 Uhr zum Zeittraining ging. Da das Zeittraining nur von einem Fahrer gefahren werden durfte, habe ich die 30 min abgespult und mit einer Zeit von 2:01 min den 42 Startplatz von 53 Teams erkämpft. Nicht gerade das, was wir uns vorgestellt haben aber unter den Strapazen der Anreise doch noch Respektabel, da die meisten Teams bereits einen Trainingstag absolvieren konnten.

15 Uhr startete das Rennen mit einem Le Mans Start, was bedeutet, dass die Fahrer am anderen Ende der Strecke stehen und zum stehenden Motorrad rennen müssen. Mir gelang der Start sehr gut und so konnte ich mich um gut 20 Plätze innerhalb der ersten Kurven verbessern und befand mich in mitten der 600er Supersportmotorräder des Spitzenfelds.

Motiviert durch diesen Erfolg jagten wir uns innerhalb einer Fünf-Mann-Gruppe und Zeiten von 1:57 min eine halbe Stunde über  den Kurs. Die Stärken der BMW lagen dabei eindeutig auf der Bremse und so konnte ich beim Anbremsen der Adelaidkurve trotz 80 kg Mehrgewicht die Supersport Motorräder angreifen und leicht überholen. Diese wiederum konterten  aufgrund der Mehrleistung auf den Geraden und so war die erste halbe Stunde für alle Beteiligten sehr unterhaltsam. Leider kam es dann in Runde 17 aufgrund einiger Stürze zu einem Safety-Car-Einsatz, was den Fluss aus dem Rennen nahm.

 

Zurück im Rennen konzentrierte ich mich auf schnelle konstante Zeiten. Diese Zeiten lagen im Bereich von 1:58 min womit wir 1 bis 2 Sekunden hinter  den Topteams lagen. Nach einer Stunde erfolgte der erste Boxenstop. Aufgrund von einigen Absprachefehlern blieb ich länger als geplant auf der Strecke, bis ich das Signal für die Box erhalten habe.  Ich fuhr an die Box und war  überrascht, dass diese vom BMW Espania Team belegt war. Somit verloren wir wertvolle Zeit bis genügend Sprit gefasst war. Der Fahrerwechsel war unkompliziert und schnell. Jetzt startete Kai Uwe. Leider hatte er kein Training und so  waren es für Kai Uwe die ersten Runden. Er schlug sich sehr wacker und begann mit 2:02 min. Während des Turns steigerte er sich zum Schluss der zweiten Stunde auf glatte 2 Minuten. Nach 2 Stunden war ich wieder an der Reihe. Dieses  Mal funktionierte der Boxenstop sehr gut und ich fuhr planmäßig ab. Ein neuer Sturz erforderte jedoch den nächsten Einsatz des Safety Cars und so wurde die Boxengasse geschlossen. Während ich an der Boxenausfahrt wartete verloren  wir mindestens eine Runde auf das restliche Feld; na toll. Unsere Podestchancen schwanden dahin!

Nach Öffnung der Boxengasse fuhr ich diesen Turn mit stabilen 1:58 und 1:59 min durch und wechselte nach drei Stunden erneut mit Kai Uwe. Jetzt lief es problemlos. Es funktionierte das Tanken, die Absprachen und uns störte kein Safety Car. Wir befanden uns jetzt auf Platz 31 der Gesamtwertung. Jetzt folgte die Stunde von Kai Uwe. Er wurde immer schneller. Mit 4 Stunden alten Reifen war er zu Rennende sogar so schnell wie ich am Rennanfang und so fuhr er die letzten 10 Runden mit 1:57 min. Dieses hohe Niveau spülte uns weiter bis auf Platz 28 der Gesamtwertung nach vorn. Unsere Klasse bis  126 PS beendeten wir auf dem fünften Endrang von insgesamt 13 gewerteten Teams. Für unseren ersten Einsatz und nach dem Verlust einer kompletten Runde nach dem Safety Car ein voller Erfolg. Beim nächsten Lauf wussten wir, was zu  verbessern ist:

1. die Boxenstops, 2. die Geschwindigkeit beim Tanken und 3. mehr Drehmoment für den Boxer; alles Aufgaben welche es zu lösen gilt.

Lausitzring

Endlich war es soweit, die 8 Stunden am Lausitzring standen  vor der Tür und unser Motorrad war mit einem neuen Auspuff der Edelschmiede SR-Racing ausgestattet. Neben der Montage hat sich Josef Bruckschlögl um die Abstimmung zwischen neuem Auspuff und Motor gekümmert und so der BMW kräftig mehr Drehmoment eingeflößt. Jetzt sollten wir deutlich schneller aus den Kurven beschleunigen können.

Am Samstag konnte sich Kai Uwe als Erster davon überzeugen. Der  Boxer lief jetzt deutlich besser. Kai Uwe kam sehr gut in Fahrt und absolvierte den ersten Testtag mit Rundenzeiten von 1:57 min. Den Sonntag verbrachte ich auf dem Motorrad und kam ebenfalls sehr gut zurecht. Die Topzeit des  Sonntags lag bei 1:56 min. Jetzt waren wir bereit für das Zeittraining zur Langstreckenmeisterschaft, welches gegen 18 Uhr erfolgen sollte. Doch damit begann der Krimi zum 2. Saisonlauf. Punkt 14:30 Uhr die erste Unwetterwarnung und Fahrverbot auf der Strecke!

Alle Teams warteten in Ihren Boxen, doch Petrus hatte kein Erbarmen und so fiel das Zeittraining ins Wasser. Stattdessen sollte das Los über die Startaufstellung  entscheiden und so standen wir auf Startplatz 14 von 33 Teams; es hätte deutlich schlechter kommen können.

Der Montagmorgen zeigte sich wieder von seiner freundlichsten Seite und so konnte das Rennen unter trockenen Bedingungen gestartet werden. Nach dem  super Start in Magny Cours war ich auch hier als Startfahrer ernannt wurden.

Le Mans Start - grüne Flagge und im Laufschritt zum Motorrad. Motorrad starten und los!

Wieder spitze, der Boxer reagierte sofort auf den Anlasser und ich bog als Vierter in die erste Kurve ein. Glücklicher Weise benahm sich das Feld die ersten Runden, trotz der gelosten Startaufstellung, sehr diszipliniert und so kam keiner der Piloten zu Sturz. Mit  frischen Reifen gelang es mir die erste Stunde im Bereich Platz 7 des Feldes und Platz 3 unserer Gruppe zu halten. Die Rundenzeiten lagen dabei bei konstanten 1:55 min, ja sogar 2 Runden mit niedrigen 1:54 min wurden gemessen. Für den Boxer im Langstreckeneinsatz eine fantastische Zeit.

Nach 29 Runden fuhr ich in die Boxengasse. Dieses Mal hatten wir aus unseren Fehlern gelernt und so funktionierte die Anzeige sowie der Stopp sehr gut. Jürgen  Scheffel war jetzt an der Reihe. Jürgen startete ebenfalls mit 1:56 min. Mit diesen schnellen und konstanten Zeiten sollten wir in der Lage sein, den dritten Platz zu halten.

Der Krimi geht weiter:

Runde 43; Entsetzen in der Box. Jürgen bleibt bei der Zeitmessung aus. Was war passiert? Nach 5 Minuten Ungewissheit stand es fest; Jürgen ist gestürzt. Zeitgleich wurde das Motorrad in unsere Box gebracht und Enttäuschung machte sich breit. Der Schaden schien nicht reparabel zu sein; uns fehlte der Ausgleichsbehälter für die hydraulische Kupplung. Doch wieder Glück im Unglück, denn die BMW Mechaniker waren mit BMW Motorrädern angereist, so dass wir einen Ersatzteilspender hatten. Dank an Mathias Klinke, der sein Bike zur Verfügung gestellt hat. Mit 30  Runden Rückstand konnten wir das Rennen wieder aufnehmen. Da ich bisher die meisten Runden gefahren bin, war es an mir das Motorrad zu testen. Etwas lädiert und mit Klebeband zusammengehalten, machte ich mich wieder auf die  Strecke. Das Bike funktionierte erstaunlich gut und ich fuhr wieder 1:56 min. Wir waren wieder im Rennen und hatten noch weit über 5 Stunden zu absolvieren. Ich fuhr jetzt einen 35 Minuten Turn und wechselte dann mit Kai Uwe,  welcher mit lädiertem Motorrad konstante 1:57 min. Unsere Boxenstopps funktionierten von Mal zu Mal besser und so war wieder Jürgen an der Reihe. Jürgen nur zwei Stunden nach seinem Sturz fuhr konstant 1:57 min.

Des Krimi dritter Teil:

Nach etwas mehr als 110 Runden und kurz nach Rennmitte war ich wieder an der Reihe und so wechselte ich mit Jürgen. Bereits während des Fahrerwechsels kamen ein paar Tropfen vom Himmel. Doch es waren zu wenig, um auf Regenreifen zu wechseln. Ich fuhr mit Slickreifen heraus und wurde schon in der darauf folgenden Runde durch Platzregen  überrascht. Jetzt kam das Safety Car zum Einsatz und das Feld wurde dahinter eingebremst. Alle Teams nutzten diese Unterbrechung und wechselten auf Regenreifen. Da Kai Uwe als sehr schneller Fahrer im Regen gilt, war es jetzt an  ihm den nächsten Turn sicher und schnell zu absolvieren. Kai Uwe machte innerhalb der nächsten Stunde seinem Ruf alle Ehre und fuhr 2:14 min. Gegen Ende von Kai Uwes Turn trocknete die Strecke wieder ab. Jetzt war es das ideale Wetter für Jürgen. Unser Timing für den Boxenstopp als auch die Fahrerauswahl waren perfekt. Jürgen flog nach mehr als 150 Runden bzw. 6 Stunden mit 1:59 min. über die noch teilweise nasse Strecke. Die Schlussstunde war mir  vorbehalten. Erneut quälte ich mich auf das Motorrad und brauchte gut 10 Minuten, um in Fahrt zu kommen. Doch der Spaß kam zurück und so zündete ich die letzten Minuten mit 1:57 min und 1:56 min auf dem Asphalt bis die Zeituhr  00:00:00 anzeigte. Unser erstes 8 Stunden Rennen war beendet.

Unser Dank gilt allen Helfern: Daniel Kratzsch, Frank Seifert, Alfonso Gonzalez Garcia, Peter Martens, Silko Merkel, Mathias Klinke, Andrea und  Jürgen Ruckriegel, Frank Petschel und Hagen

Pannoniaring

Es war Juni, es war sehr heiss und wir waren motiviert also auf nach Ungarn. Dort angekommen bereitete unser Team das Motorrad perfekt vor. Neben Daniel und Frank unterstützte uns auch noch Kristian Tschiedel. Mit den ersten Runden wuchs unser Vertrauen in das Motorrad und die Strecke. Das Zeittraining beendeten wir mit einer Zeit von 2.09.5 auf dem 16. Gesamtplatz, bei einer gesamt Teamzahl von 38 sehr beachtlich.

Das Rennen starteten wir wie immer sehr gut und wir waren sofort im vorderen Feld. Leider genügte eine BMW nicht um die Führung zu verteidigen. Aber wir machten es den anderen schwer und so kämpften wir bei 40°C Runde um Runde.

Bis wir am Ende nach 105 Runden als 13. Gesamt und 2. in unserer Gruppe abgewunken wurden. Für unser neues Team mit der BMW ein Wunder und um so größer war die Freude bei der anschließenden Feier.

 

Brno

Nach dem Erfolg in Ungarn folgte das Juli Rennen in Brno. Leider konnte ich diesen Termin nicht wahrnehmen aber Kai Uwe und Jürgen standen als Fahrer bereit. Das Team wurde wieder durch Daniel und Frank verstärkt. Die ersten Runden gestalteten sich für die BMW als problematisch. Brno eher schnell und durch langen Kurven gekennzeichnet ist keine Boxer Strecke.

Dann Hektik an der Box, Jürgen kommt nicht mehr. Er kann einem stürzenden Fahrer nicht mehr ausweichen und kollidiert mit diesem. Zum Glück blieben beide unverletzt.

Nach diesem Schreck und etwas ledierten Motorrad reichte es nur noch für den 40. Startplatz. Insgesamt waren jedoch 56 Teams am Start, somit waren wir nicht letzter!

Das Rennen wurde durch Kai Uwe gestartet, wir gewannen Plätze und konnten unsere Rundenzeiten steigern, bis plötzlich die BMW streikte. Ein Ventilschaden verursachte ein vorzeitiges Rennende nach nur 70 Runden.

Oschersleben

Den Schreck von Brno verdaut und mit instandgesetzten Motor ging es auf zum nächsten Rennen nach Oschersleben.

Diese enge Strecke liegt der BMW und so konnten wir von beginn an gute Zeiten fahren. Im Zeittraining regnete es und wir fuhren auf Sicherheit. Am Ende reichte es für den 38. von 54 Startplätzen.

Am Samstagnachmittag folgte das Rennen, die Strecke war zum Großteil trocken doch am Horizont kamen schwarze Wolken auf. Wir zockten und fuhren mit Regenreifen in die Startaufstellung.

Der Start gelang mir sehr gut doch aufgrund der Reifen konnte ich den Startspeed mit 1.48 nicht mitgehen und verlor Platz um Platz, bis dann nach nur 4 Runden der Regen einsetzte. Sofort brachen die Rundenzeiten ein und die meisten Teams mussten zum Reifenwechsel an die Box. Die BMW mit Telelever Fahrwerk machte im Regen richtig Spaß und war schnell. Mit Rundenzeiten im Bereich von 1.53 waren wir eins der schnellsten Teams auf der Strecke.

Nach einer Stunde lagen wir auf dem zweiten von Gesamtplatz, einfach Sensationell! Bis mir auf der Startzielgeraden erneut ein Ventil klemmte und ich stürzte. Alle Träume vom ersten Gruppensieg rutschten die Zielgerade entlang.

 

Most

Mit instandgesetzten Motor machten wir uns auf dem Weg nach Most. Eine Strecke die uns allen drei liegt. Dementsprechend groß war die Freude aber auch die Erwartung.

Leider kam es nach den ersten Runden erneut zum Motorschaden. Unser Team machte sich sofort auf dem Weg einen neuen Motor zu organisieren. In einer Nachtschicht wechselten wir diesen und konnten am nächsten Morgen wieder starten, doch stellten sich mit den ersten Runden Schaltprobleme, welche immer stärker wurden ein.

Mit diesen technischen Problemen beendeten wir die Saison 2007 auf der BMW und verzichteten auf den letzten Start in Brno.